Dienstag, 11. April 2006

Chronik der Berliner Mauer

Ich habe mich für diesen Eintrag wieder einmal auf die Suche nach einer interessanten, ansprechenden geschichtswissenschaftlichen Homepage gemacht, und bin auf http://www.chronik-der-mauer.de fündig geworden. Auf dieser Webseite präsentiert die Bundeszentrale für Politische Bildung in Zusammenarbeit mit dem Deutschlandradio und dem Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. in geraffter Form die Geschichte der Berliner Mauer von ihrer Errichtung 1961 bis zum Fall 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands 1990.
Durch das Impressum sind die Verantwortlichen für die Seite klar gekennzeichnet, sodass eine hohe Seriosität durchaus garantiert ist.

Zuerst erschien mir der Bildaufbau allerdings etwas unübersichtlich. Schließlich gibt es nur fünf Menüpunkte, die allesamt dicht gedrängt am oberen Rand des Bildschirmes kleben. Auf der Startseite finden sich kurze Ausschnitte aus verschiedenen Abschnitten der Webseite, die jedoch nicht klar gekennzeichnet sind. Ein breiter angelegtes Menü wäre mit Sicherheit eine klügere Wahl gewesen, um die Übersichtlichkeit zu vergrößern und das Navigieren zu erleichtern.

Hat man sich aber einmal an die Navigation gewöhnt, so bietet diese Online-Chronik ein breites Sammelsurium an Texten, Bild- und Tonmaterial. Die mit Texten gestaltete Chronik selbst ist äußerst umfangreich, wenn auch schnell etwas trocken und vermutlich deshalb vor allem zum Nachschlagen bestimmter Daten hilfreich. Neben einer photographischen Gesamttopographie der DDR-Grenze wird in einem eigenen Abschnitt allen nachweislichen Todesfällen an der innerdeutschen Grenze gedacht.

Besonders gelungen ist meiner Ansicht nach der Teil „Materialien“. Hier findet der Besucher neben einer umfangreichen Bibliographie eine ebenso interessante wie umfangreiche Auflistung von Audio- und Videodokumenten, sowie zahlreiche Niederschriften von Originaldokumenten. Wenig nützlich ist die ebenfalls sehr reichhaltige Linkliste. Obwohl mit Sicherheit einige sehr interessante Links von Museen oder anderen relevanten Institutionen dabei sind, führt der Link zur deutschen Bundesregierung etwa schlicht auf die Startseite der Homepage wo es vordergründig natürlich um politische Vorhaben geht, und nicht um Geschichte. Zusätzlich verweist ein Link auf Wikipedia…

Trotzdem kann ich diese Website, vor allem wegen der zahlreichen Originaldokumente, all jenen, die sich mit der Geschichte der Berliner Mauer beschäftigen, ruhigen Gewissens weiterempfehlen.

Links:
Chronik der Mauer

Mittwoch, 5. April 2006

Aufregung um den CPE in Frankreich

Ich bin gerade auf einige interessante Einträge über die derzeitigen Unruhen in Frankreich auf dem Weblog von Anton Tantner gestoßen. Die Argumente erinnern stark an Attac oder an die protestierenden Gewerkschaften, sprich der CPE ist „neoliberal“, Punkt. Ich frage mich jedoch woher diese Unterstützung für das durchaus mehr als undurchschaubare und unflexible französische Arbeitsrecht kommt (ich spreche aus eigener Erfahrung), das sich in den letzten Jahren mehr als unfähig erwiesen hat die Arbeitslosigkeit (insb. die Jugendarbeitslosigkeit) in den Griff zu bekommen.

Die Gesetzesinitiative zur Lockerung des Kündigungsschutzes für junge Arbeitnehmer und somit zu einer Neuregelung des Contrat Première Embauche kommt ja nicht ohne Grund. Die derzeitigen Bestimmungen in Frankreich gehören neben denen in Belgien, Finnland und Italien zu den schärfsten in Europa. Nicht ganz zufällig findet man in eben diesen Ländern die höchste Jugendarbeitslosigkeit in der EU-15 (Frankreich: 22,3%, 2005, Quelle: Eurostat).

Was nützt da schon die theoretische Möglichkeit in ein quasi unkündbares Arbeitsverhältnis eintreten zu können, wenn sich gleichzeitig kein Arbeitgeber mehr findet dieses Risiko einzugehen? Handlungsbedarf ist deshalb dringend angesagt. Ich denke, da sind wir uns alle einig. Und schenkt man den Berichten der OECD, des IWF oder der EU-Kommission Glauben, so liegt in der Flexibilisierung des Arbeitsmarktes ein Schlüssel. Dänemark und die Niederlande sind die beiden Staaten der EU, die die niedrigste Jugendarbeitslosigkeit aufweisen. In beiden Fällen wurde der Kündigungsschutz entweder gänzlich abgeschafft (Dänemark) oder sehr stark aufgeweicht (In den Niederlanden erhält man erst nach 18 Monaten Beschäftigung Kündigungsschutz).

Die diffusen Ängste vor Kündigungswellen, wie sie derzeit unter den französischen Jugendlichen kursieren, lassen sich also durch keine empirischen Daten und Analysen begründen. Natürlich darf eine simple Neuregelung nicht die einzige Initiative bleiben, aber es wäre ein erster Schritt wieder mehr Anreize für Arbeitgeber zu geben, Jugendliche anzustellen.

Die Sprecher der Jugendorganisationen in Frankreich, ebenso wie die zahlreichen Kommentatoren in der internationalen Presse (auch Anton Tantner) bleiben eine Antwort auf die Frage schuldig, warum gerade dieses starre System, das eine Rekordarbeitslosigkeit verursachte, die Misere am Arbeitsmarkt in irgend einer Art und Weise bessern und neue Perspektiven für die Jugend schaffen könnte.

Links:
Beitrag 1 bei A.Tantner
Beitrag 2 bei A.Tantner
Beitrag 3 bei A.Tantner
Beitrag 4 bei A.Tantner
Dossier auf labournet.de
Dossier auf leMonde
"Die neoliberale Verschwörung" auf leMonde diplo

Dienstag, 4. April 2006

Wikipedia

In der M4 Vorlesung letzte Woche Donnerstag, den 30.März, ging Professor Schmale unter anderem auf die Problematik von Wikipedia ein. Diese freie Enzyklopädie hat es in den letzten Jahren geschafft, zu einem der führenden Nachschlagewerke weltweit zu werden. In der englischen Ausgabe sind bereits über eine Million Artikel abrufbar, in der deutschen sind es immerhin schon knapp 400 000. Eine gedruckte Augabe, die zwar geplant ist aber auf Widerstand unter der Community stößt würde bereits 100 Bände fassen. Zusätzlich lässt sich Wikipedia mühelos von zu Hause aus konsultieren. Man erspart sich also die Mühe in Bibliotheken zu gehen, wo eine gedruckte Enzyklopädie oft vergriffen, verloren oder veraltet ist. Trotzdem muss allerdings die Euphorie rund um Wikipedia gedämpft werden.

Schließlich werden die einzelnen Artikel nur von freiwilligen Autoren abgefasst, die keine fachliche Kompetenz aufweisen müssen. Es bestehen zwar bestimmte Regeln, wie etwas das Verbot von copy und paste, die Aufforderung zur Sachlichkeit und die Androhung der Löschung des Artikels durch die Community. Diese lassen sich aber mit Sicherheit nicht vergleichen mit den Qualitätskriterien der gedruckten Enzyklopädien wie der Enzyklopädie der Neuzeit oder Britannica. Gibt es doch neben einer wissenschaftlichen Redaktion ein dichtes Netzwerk, das sich vom Autor bis zum Gesamtherausgeber erstreckt und den Artikel auf die geforderte Qualität überprüft. Es besteht also eine direkte Verbindung zwischen Kompetenz und Autorenschaft. Bei Wikipedia muss dies der User selbst übernehmen, eine denkbar schwierige Aufgabe.

Umso mehr verwundert es, dass bei einem Test des renommierten Wissenschaftsmagazin Nature letztes Jahr ein Artikel veröffentlicht wurde in dem Wikipedia im Vergleich zur Enzyklopaedia Britannica sehr gut abschneidet. Britannica bestreitet zwar die Seriösität der Untersuchung, doch ist das Ergebnis mit Sicherheit interessant. Nicht vergessen werden darf jedoch, dass nur vor wenigen Wochen ein Skandal rund um Wikipedia publik wurde, als nämlich in hunderten Fällen Mitarbeiter von Abgeordneten zum US-Kongress klammheimlich ihre Biographien in Wikipedia verschönten und die der politischen Gegner diffamierten…

Links:
"Wikipedia-Druckausgabe auf Eis gelegt" (zdnet.de)
"Internet encyclopaedias go head to head" (nature.com)
"Wikipedia vs. Encylopaedia Britannica: Falscher Vergleich?" (derstandard.at)
"US-Kongressangestellte manipulierten Wikipedia" (spiegel.de)

Donnerstag, 30. März 2006

Webausstellung zum Staatsvertrag 1955

Das große „Gedankenjahr“ 2005 ist zwar bereits vorüber, ich möchte aber dennoch eine Webausstellung vorstellen, die sich mit Österreich zwischen 1945 und 1955 auseinandersetzt. Diese wurde von der österreichische Mediathek hat in Kooperation mit dem Technischen Museum Wien vorbereitet und ist unter der Adresse http://www.staatsvertrag.at abrufbar.

Sie versucht visuelle, akustische sowie textliche Dokumente zu kombinieren und in einer Art Datenbank zu verknüpfen. Zusätzlich stehen zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente zur Verfügung. Durch das breite Spektrum das geboten wird, soll die Zeit der Besatzung Österreichs durch die Alliierten wieder lebendig werden. Die Ausstellung bietet einen Streifzug durch verschiedene Aspekte des Alltags und des politischen Lebens, vom Wiederaufbau zur Vergangenheitsverdrängung, von Musik und Kultur bis zum Sport.

Obwohl Ton- und Textdokumente dominieren, kann man sich ebenso einige Videoausschnitte der Wochenschau ansehen, unter anderem von der legendären „Balkonszene“ (Belvedere 1955). Auf Knopfdruck verwandelt sich der Bildschirm in eine Radiostation, die Ausschnitte verschiedener Sendungen von Radio Wien oder Radio Rot-Weiß-Rot abspielt. Besonders gut hat mir der Mitschnitt einer Kabarettnummer von Maxi Böhm zum Staatsvertrag gefallen.

Zusätzlich kann der User einen Kommentar von Dr. Jagschitz vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien abrufen. Dieser lobte das Projekt, vor allem die enzyklopädischen Ausmaße dieses Medienprojektes. Gleichzeitig übte er aber auch Kritik an den inflationären Inszenierungen des Gedankenjahres, die teilweise nur eine Verhöhnung der Zeitzeugen sei.

Wie lässt sich diese Webausstellung also einordnen? Zunächst finde ich, dass die Seite wirklich gut gemacht wurde. Die Zeit verfliegt förmlich wenn man die verschiedenen Aspekte überfliegt. Die mediale Aufbereitung ist ebenso sehr ansprechend, obwohl manchmal der Eindruck einer „Geschichte-Jukebox“ entsteht. Der Aufbau der Seite ist übersichtlich und klar. Ebenso wurden die Texte fürs Web adaptiert. Mir fehlt jedoch etwas die Vernetzung unter den einzelnen Aspekten. So beschreitet man durch Klick auf eine Kategorie einen in sich geschlossenen Raum – genau wie in einer normalen Ausstellung. Hier wäre sicher noch ein Potenzial für zukünftige Webausstellungen. Zusätzlich hätte ich mir eine Kategorie über den Staatsvertrag als österreichischen Gedächtnisort gewünscht, schließlich hätte sich gerade dieses Thema letztes Jahr angeboten.

Alles in allem jedoch hat mich das Projekt positiv beeindruckt, und ich hoffe dass die Möglichkeit eine Ausstellung online zu stellen in Zukunft öfter genutzt wird.

Links:
www.staatsvertrag.at
Österreichische Mediathek

Mittwoch, 29. März 2006

Lit-Link

Wir alle haben es schon einmal erlebt: man hat zwar vor einigen Semestern bereits zu einem Thema sehr breit recherchiert, auch alles ordentlich exzerpiert. Aber wenn man nun ein Buch zu einem bestimmten Aspekt finden will, sind natürlich alle Zettel verlegt und unauffindbar. Die ganze Recherche kann also wieder von vorne beginnen…

Das muss aber nicht so sein. Schließlich bieten neue Medien eine ganze Reihe von Möglichkeiten eigene Datenbanken zu erstellen und somit zielsicher scheinbar verschollene Dokumente wieder zu finden. Die erste Variante wäre wohl eine simple Excel-Tabelle, die ist aber umständlich zu erstellen und erfordert viel Zeit und Geduld mit Windows-Programmen.

Eine effizientere Lösung ist es mit Sicherheit, eine online zur Verfügung gestellte Datenbank zu verwenden. Bewährt hat sich hier im Laufe der Jahre Lit-Link, das von Professor Sarasin vom Historischen Seminar der Universität Zürich entwickelt wurde. Dieses Programm, das man kostenlos herunterladen kann, bietet eine gute Möglichkeit, um relevante Informationen zu verwendeter Literatur in das Programm einzugeben, und diese dann ebenso zu vernetzen. Neben dem Autor und dem Titel kann man ebenso Exzerpte, eigene Notizen oder ganze Textauszüge den einzelnen Einträgen zuordnen, und somit das effiziente Katalogisieren erheblich erleichtern. Der User kann deshalb den Entstehungsprozess seiner Arbeit genau rekonstruieren und kann auch zu einem späteren Zeitpunkt verwendete Literatur im Kontext einordnen und für etwaige zusätzliche Arbeiten wieder finden.

Ich habe mich deshalb auf die Homepage von lit-link begeben und mir das Programm selbst heruntergeladen. Die ersten Eindrücke waren zwar etwas verwirrend, aber nach kurzer Spielerei konnte ich mich bereits orientieren. Das ganze funktioniert im Prinzip recht einfach und unkompliziert. Natürlich steckt meine Datenbank noch in der Kinderschuhen, deshalb ist es schwierig schon über Vor- und Nachteile zu referieren. Aber ich werde mit Sicherheit die Möglichkeit nutzen, und die Literatur, die ich für anfallende Seminararbeiten bearbeite, im Laufe des Semesters katalogisieren. Ich werde deshalb Ende Juni hier auf meinem Weblog noch einmal mit einem kurzen Bericht auf Lit-Link zurückkommen.

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Geschiten besser
ich fande es vorher auch viel besser.
HGH und Daniel (Gast) - Sa, 27. Okt, 00:29
Noch ein Kommentar für...
Auch ich habe in diesem Weblog regelmäßig mitgelesen...
Christa (Gast) - Do, 10. Aug, 23:53
Kommentar Schmale
Lieber Herr Pumberger, Ihre Weblogs wurden gelesen,...
Schmale - Di, 1. Aug, 16:15
das erste kommentar für...
na klar hab ich bei den anderen weblogs mitgelesen....
LaFlaca (Gast) - Di, 1. Aug, 10:54
Kommentar zur Variante...
Der letzte Beitrag muss sich natürlich mit der Vorlesung...
stephan.pumberger - So, 30. Jul, 23:23

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