Oesterreich

Sonntag, 28. Mai 2006

Mozart-Ausstellung in der Albertina

Die Albertina zeigt seit 17.März die offizielle Ausstellung der Stadt Wien zum Mozartjahr. Und nachdem Mozart unzweifelhaft ein echter Wiener war, ist und bleibt (Achtung: Ironie!), kann man sich auch einiges von dieser Ausstellung erwarten. Ähnlich wie in Brigitte Hamanns neuestem Buch über Mozart, steht auch in der Albertina das Europa der Aufklärung im Mittelpunkt. Die gesellschaftlichen und politischen Neuerungen werden in Bezug auf das Reich und Frankreich ausführlich dargelegt. Anhand von Informationen zu Persönlichkeiten der Aufklärung wie Kaunitz, Sonnenfels oder van Swieten, oder auch literarischen Texten von de Sade oder Diderot soll dem Besucher ein breiter Einblick über Wissensstand, Fortschrittsglauben und Dekadenz der höfischen Kultur des 18.Jahrhunderts vermittelt werden.

Erfrischend ist ebenso, dass versucht wurde, die biographischen Informationen zu Mozarts Leben so weit wie möglich von Klischees zu befreien. Wie schwer das ist, wissen wir spätestens seit der (ansonsten überaus gelungenen) Mozart-Biographie von Wolfgang Hildesheimer. So kam der Veranstalter der Mozart-Ausstellung – das Da Ponte Institut – auch nicht umhin, den legendären Fußtritt des Grafen Arco in Salzburg zumindest bildlich in einer kurzen Videosequenz darzustellen. Die Fülle von autographischen Dokumenten von und über Mozart sowie die gratis zur Verfügung gestellten Audioguides garantieren dem Besucher reichhaltige Eindrücke. Zwei Stunden sollte man für die Ausstellung deshalb mit Sicherheit einplanen. Einziger Wehrmutstropfen ist, dass die Musik Mozart doch eher eine Nebenrolle spielt.

Das kann aber beim obligatorischen Besuch des Museums-Shop mehr als wettgemacht werden. Schließlich gibt es neben zahlreichen Büchern zu Mozart (über deren Sinnhaftigkeit oder Seriosität manchmal gestritten werden darf) auch eine nahezu vollständige CD-Kollektion aus der Philipp’schen Reihe Eloquence, die gute Qualität zu vernünftigen Preisen verspricht. Zusätzlich darf natürlich auch das bunte Allerlei über Mozart nicht fehlen, das böse Zungen in der Kategorie „Ramsch“ sammeln würden. Neben Keksausstechformen, Gummibällen, Mousepads und Schnapskarten ist besonders die Mozartperücke aus Papier zu erwähnen. Diese wirbt mit der ansprechenden Parole „Look like Mozart in 2 minutes!“. Für 3,60€ ist man dabei, also schnell ein Exemplar sichern! Gleiches gilt für die Mozart-Fingerpuppe, da gibt es nur noch Restbestände…

Nähere Informationen zur Ausstellung:
www.albertina.at
www.daponte.at

Die Ausstellung ist täglich von 10h-18h geöffnet, am Mittwoch immer bis 21h. Der Eintrittspreis beträgt 10€, ermäßigt 7,50€. Zu sehen ist das ganze noch bis 20.September 2006 in der Albertina.

Donnerstag, 20. April 2006

Ausstellung: "Österreich: 1900-2000"

Ich habe die vorlesungsfreie Zeit gestern Nachmittag für einen Ausflug nach Klosterneuburg genutzt, um die dortige Kunstgalerie „Sammlung Essl“ zu besuchen. Diese zeigt gerade eine Ausstellung zur österreichischen Kunst im zwanzigsten Jahrhundert unter dem Titel „Österreich: 1900-2000. Konfrontationen und Kontinuitäten“. Im folgenden Artikel werde ich meine Eindrücke von diesem Museumsbesuch darlegen sowie den Webauftritt der Sammlung Essl kurz zu beschreiben.

Die Schau zeigt in chronologischer Reihenfolge einen breiten Überblick über das Kunstschaffen im Österreich des zwanzigsten Jahrhunderts. Sie beginnt mit den großen Namen Kunst nach 1900, wie Gustav Klimt oder Egon Schiele. Erfrischend ist, dass besonders unbekannte Werke der Künstler ausgestellt werden, und nicht „Dauerbrenner“ die ohnehin das ganze Jahr über in Museen des nur wenige Kilometer entfernten Wien zu sehen sind. Das Gros der Ausstellungsobjekte, die vor 1945 entstanden sind, kommt daher aus privaten oder staatlichen Galerien aus Österreich, Deutschland und der Schweiz. Die Kunstwerke der Kategorien „Neue Tendenzen“ sowie „Zeitgenössische Positionen“ entstammen allesamt dem Besitz der Sammlung Essl selbst, die einmal mehr die eindrucksvolle Größe ihrer Sammlung zeitgenössischer Kunst demonstriert. Besonders reichhaltig wird dementsprechend die Zeit nach 1945 präsentiert. Dem Besucher wird die gesamte Breite der aktuellen österreichischen Kunst – vom Aktionismus Nitschs bis zur neuen Körperwahrnehmung einer Elke Krystufek – sehr gut vor Augen geführt. Schade ist jedoch, dass (wie so oft) die Jahre 1934 bis 1945 wenig Beachtung finden. Es wäre äußerst interessant gewesen, einen kurzen Überblick über österreichische Künstler in dieser Zeit zu bekommen. Auch der ansonsten sehr umfangreiche Museumskatalog bietet darauf keine Antwort. Ansonsten ist die Ausstellung sehr zu empfehlen. Sie wird noch bis 21.Mai gezeigt.

Vor dem Besuch lohnt sich ein kurzer Besuch der Webseite der Sammlung Essl. Neben nützlichen Informationen zu Anfahrt, Eintrittspreisen und Öffnungszeiten, findet man ebenso kurze Informationen zum Konzept der Ausstellung sowie einige „Kostproben“ in sehr guter Qualität, die mit Sicherheit einige Unentschlossene überzeugen werden.

Links:
Sammlung Essl

Donnerstag, 13. April 2006

Plakatausstellung: "Wieder frei!"

Die österreichische Nationalbibliothek hat in Kooperation mit der Hoover Institution Library and Archives der Universität Stanford eine Internetausstellung mit dem Titel „Wieder frei!“, die österreichische Plakate zu diesem Thema aus den Jahren 1945 und 1955 präsentiert. In insgesamt 13 Kategorien werden dem Besucher zahlreiche nach Jahren datierte Plakate geboten, sowie Plakate zu bedeutenden Persönlichkeiten und zur besonderen Bedeutung der USA, als wirtschaftlicher Partner und kultureller Leitfigur.

Unter dem speziellen Punkt „Chronologie“ werden die wichtigsten Punkte der politischen Geschichte Österreichs von 1918 bis 2005 kurz und stichwortartig umrissen. Etwas irritierend ist hier allerdings, dass das Kapitel „Österreich im zweiten Weltkrieg“ nur durch eine kurze Überschrift darauf hinweist, dass Österreich durch NS-Deutschland regiert wurde und somit anscheinend für die Herausgeber nicht existent war. Eine etwas kritischere Haltung zur Rolle Österreichs von 1938-1945 wäre hier mit Sicherheit wünschenswert gewesen. Ebenso halten sich die Autoren der kurzen Texte an knappe Beschreibungen der Ereignisse und es hat den Anschein als seien sie allzu „neutral“ verfasst. Natürlich sollen bei dieser Webausstellung aber die Plakate und nicht die historischen Umstände im Vordergrund stehen.

Diese sind allesamt sehr interessant und bieten einen guten Einblick in die Gedankenwelt der Zeit, sowie die Doktrinen der politischen Parteien. Ebenso eröffnen sie dem Besucher auf sehr anschauliche Weise die Geschichtsauffassung von Befreiung vs. Besatzung sowie den Umgang mit der Vergangenheit. Die frühen Versuche den Tourismus in Österreich anzukurbeln sowie Kinowerbungen für Nachkriegsfilme komplettieren die Ausstellung, die ansonsten vor allem Plakate zu wirtschaftlichen und politischen Themen bereitstellt.

Obwohl ich die zur Verfügung gestellten Plakate sehr informativ finde, sind einige Kritikpunkte anzubringen. Erstens ist es vor allem schade, dass sich die Plakate nicht vergrößern lassen. Dies ist insbesondere dann bedauerlich, wenn Textpassagen auf den Plakaten in der angebotenen Größe nicht mehr zu lesen sind. Zweitens ist die Auswahl der Plakate nicht ganz schlüssig. So sind sie nur nach Jahren geordnet, nicht aber thematisch. Wenn man dann ein Plakat einer politischen Partei, eines Kosmetikprodukts und Varietes nebeneinander findet, stellt sich allzu oft die Frage was diese Plakate neben dem Erscheinungsjahr noch miteinander zu tun haben. Ein kurzer Streifzug durch die Ausstellung kann aber dennoch interessante Aspekte für den Besucher bringen.

Links:
Wieder frei!

Donnerstag, 30. März 2006

Webausstellung zum Staatsvertrag 1955

Das große „Gedankenjahr“ 2005 ist zwar bereits vorüber, ich möchte aber dennoch eine Webausstellung vorstellen, die sich mit Österreich zwischen 1945 und 1955 auseinandersetzt. Diese wurde von der österreichische Mediathek hat in Kooperation mit dem Technischen Museum Wien vorbereitet und ist unter der Adresse http://www.staatsvertrag.at abrufbar.

Sie versucht visuelle, akustische sowie textliche Dokumente zu kombinieren und in einer Art Datenbank zu verknüpfen. Zusätzlich stehen zahlreiche bisher unveröffentlichte Dokumente zur Verfügung. Durch das breite Spektrum das geboten wird, soll die Zeit der Besatzung Österreichs durch die Alliierten wieder lebendig werden. Die Ausstellung bietet einen Streifzug durch verschiedene Aspekte des Alltags und des politischen Lebens, vom Wiederaufbau zur Vergangenheitsverdrängung, von Musik und Kultur bis zum Sport.

Obwohl Ton- und Textdokumente dominieren, kann man sich ebenso einige Videoausschnitte der Wochenschau ansehen, unter anderem von der legendären „Balkonszene“ (Belvedere 1955). Auf Knopfdruck verwandelt sich der Bildschirm in eine Radiostation, die Ausschnitte verschiedener Sendungen von Radio Wien oder Radio Rot-Weiß-Rot abspielt. Besonders gut hat mir der Mitschnitt einer Kabarettnummer von Maxi Böhm zum Staatsvertrag gefallen.

Zusätzlich kann der User einen Kommentar von Dr. Jagschitz vom Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien abrufen. Dieser lobte das Projekt, vor allem die enzyklopädischen Ausmaße dieses Medienprojektes. Gleichzeitig übte er aber auch Kritik an den inflationären Inszenierungen des Gedankenjahres, die teilweise nur eine Verhöhnung der Zeitzeugen sei.

Wie lässt sich diese Webausstellung also einordnen? Zunächst finde ich, dass die Seite wirklich gut gemacht wurde. Die Zeit verfliegt förmlich wenn man die verschiedenen Aspekte überfliegt. Die mediale Aufbereitung ist ebenso sehr ansprechend, obwohl manchmal der Eindruck einer „Geschichte-Jukebox“ entsteht. Der Aufbau der Seite ist übersichtlich und klar. Ebenso wurden die Texte fürs Web adaptiert. Mir fehlt jedoch etwas die Vernetzung unter den einzelnen Aspekten. So beschreitet man durch Klick auf eine Kategorie einen in sich geschlossenen Raum – genau wie in einer normalen Ausstellung. Hier wäre sicher noch ein Potenzial für zukünftige Webausstellungen. Zusätzlich hätte ich mir eine Kategorie über den Staatsvertrag als österreichischen Gedächtnisort gewünscht, schließlich hätte sich gerade dieses Thema letztes Jahr angeboten.

Alles in allem jedoch hat mich das Projekt positiv beeindruckt, und ich hoffe dass die Möglichkeit eine Ausstellung online zu stellen in Zukunft öfter genutzt wird.

Links:
www.staatsvertrag.at
Österreichische Mediathek

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zur M4 Vorlesung

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Pumbergers Beiträge

Geschiten besser
ich fande es vorher auch viel besser.
HGH und Daniel (Gast) - Sa, 27. Okt, 00:29
Noch ein Kommentar für...
Auch ich habe in diesem Weblog regelmäßig mitgelesen...
Christa (Gast) - Do, 10. Aug, 23:53
Kommentar Schmale
Lieber Herr Pumberger, Ihre Weblogs wurden gelesen,...
Schmale - Di, 1. Aug, 16:15
das erste kommentar für...
na klar hab ich bei den anderen weblogs mitgelesen....
LaFlaca (Gast) - Di, 1. Aug, 10:54
Kommentar zur Variante...
Der letzte Beitrag muss sich natürlich mit der Vorlesung...
stephan.pumberger - So, 30. Jul, 23:23

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