Donnerstag, 27. April 2006

DoHistory.org

Auf der englischsprachigen Webseite von DoHistory wird die Arbeit an einer Quelle und die Verarbeitung in Buch und Film demonstriert. Unter dem sehr allgemeinen Titel präsentieren die Herausgeber – das Film Study Center der Universität Harvard – was man über Geschichte anhand einer einzigen Quelle schreiben kann. Diese Quelle ist ein 1.400 Seiten starkes Tagebuch einer amerikanischen Hebamme im Amerika des ausklingenden 18.Jahrhunderts namens Martha Ballard (1735-1812), das lange Zeit unberührt in einer Bibliothek in Maine lag.

Grund für das Projekt war nun aber, dass Laurel Thatcher Ulrich, eine Geschichteprofessoren von der Universität New Hampshire, Anfang der 90er Jahre ein Buch über Martha Ballard unter dem Titel „A Midwife’s Tale“ schrieb. Durch den enormen Erfolg des Buches (z.B. Pulitzer Preis) wurde es später verfilmt. Auf der Webseite werden nun die einzelnen Schritte von Ulrichs Recherche bis hin zum Buch und zum Film dargstellt.

Die Besucher können sich über die Person Martha Ballard sowie den sozialen Kontext informieren. Im Mittelpunkt steht aber mit Sicherheit das Tagebuch selbst. Es gibt zwei Möglichkeiten im Tagebuch zu stöbern. Zum einen existiert eine Transkription, zum anderen das eingescannte Original. Besonders amüsant und hilfreich zugleich ist die Funktion der „Magic Lens“. Hier hat der Benutzer die Möglichkeit die Originalversion zu lesen, kann allerdings jederzeit in einer kleinen Linse die transkribierte Version darüber blenden. So kann man sich auch mit wenig Übung im Lesen von Handschriften dieser Zeit getrost über das Original trauen. Besonders hervorzuheben ist auch das Unterkapitel über eine Vergewaltigung einer jungen Frau im Umfeld Marthas. In 17 Kapiteln wird dieser Fall systematisch aufgerollt und stets werden Marthas und die offizielle Version gegenübergestellt – natürlich (ist man versucht zu sagen) immer unterstützt durch Originalquellen. Auch die Aufbereitung dieser Situation in Buch und Film wird behandelt und die Autoren regen meines Erachtens bewusst zur Reflexion über die Rolle der Historiographie an.

Die Webseite ist also sehr zu empfehlen. Sie ist ein ausgezeichnetes Beispiel wie umfassend die Möglichkeiten der neuen Medien auch für die Geschichtswissenschaft sein können, wenn sie nur genutzt werden.

Links:
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Pumbergers Beiträge

Geschiten besser
ich fande es vorher auch viel besser.
HGH und Daniel (Gast) - Sa, 27. Okt, 00:29
Noch ein Kommentar für...
Auch ich habe in diesem Weblog regelmäßig mitgelesen...
Christa (Gast) - Do, 10. Aug, 23:53
Kommentar Schmale
Lieber Herr Pumberger, Ihre Weblogs wurden gelesen,...
Schmale - Di, 1. Aug, 16:15
das erste kommentar für...
na klar hab ich bei den anderen weblogs mitgelesen....
LaFlaca (Gast) - Di, 1. Aug, 10:54
Kommentar zur Variante...
Der letzte Beitrag muss sich natürlich mit der Vorlesung...
stephan.pumberger - So, 30. Jul, 23:23

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Zuletzt aktualisiert: Sa, 27. Okt, 00:29

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